14 Dez Heruntergekommen
Von Pfarrer Armin Nagel am 14. Dezember 2021
„Wer bin ich?“ – Wir kennen das von Empfängen und Kennenlernrunden: Da stellt man sich vor, indem man sagt, was man ist – Lehrer, Handwerkerin, Hausmann, Bänker …Aber dieses „Was bin ich?“ antwortet noch nicht auf das „Wer bin ich?“
Wenn ich mich ernsthaft frage, dann bleibt am Ende die Antwort: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst!“ – Zugegeben, ein solcher Satz kann mir gerade die gesamte adventliche Stimmung verhunzen.
Aber dennoch erinnert mich diese Einschätzung an das, was Elisabeth zu Maria bei deren Besuch zuruft: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn, dass du mit Jesus zu mir kommst?“
Wir dürfen uns die Frage von Elisabeth zu eigen machen: Ich als vergänglicher Mensch, als kleines Würstchen im großen Weltgefüge, womit habe ich verdient, dass Jesus Christus in der Weihnacht zu mir kommt?
In der Menschwerdung kommt Gott runter auf die Erde, und er geht – im Bild gesprochen – ganz runter bis ins Kellergeschoss unserer Existenz: In das Leiden, in die Enttäuschung, in die Krankheit, in den Schmerz, sogar vor dem Tod macht er nicht Halt …
Wie unendlich muss Gott uns Menschen lieben, so sehr, dass er in die äußerste Erniedrigung geht – bis hinein in den Staub! Heruntergekommen!
Das ist die Botschaft, die wir in wenigen Tagen feiern werden. Wenn ich diese Botschaft auch nur anfanghaft verstehe, dann kann ich gar nicht anders als mich freuen.
Vielleicht nehmen Sie sich diese Frage mit hinein in die letzten Tage der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest: „Wer bin ich, dass Jesus Christus zu mir kommt?“
Im Trubel der Vorbereitungen auf Weihnachten könnte diese wichtigste Botschaft fast verloren gehen. Schnell wird sie übersehen, so, wie jene Staubschicht auf der Erde.
Dann ist es gut, seine Haltung der Menschwerdung anzunehmen: Heruntergekommen – Mensch nimm deine Schwachheit und Vergänglichkeit an. Gott selbst ist es, der dich durch seine Menschwerdung aus dem Staub emporhebt und dir auf den Kopf die Antwort auf deine Frage „Wer bin ich?“ gibt: „Mein unendlich geliebtes Kind!“