Kirche erfahren

3. Tag – Blog zur Kundschafterreise auf die Philippinen

Heute verbrachten wir den ganzen Tag im Pastoralinstitut Bukal ng Tipan, was übrigens übersetzt „Lebendiges Wasser“ heißt.

Wir wurden in Theorie und Praxis der BECs („Basic Ecclesial Communities“ = kirchliche Basisgemeinschaften) eingeführt. Da in diesen Gemeinschaften eine Eucharistiefeier nur sehr selten stattfinden kann, steht bei ihren Zusammenkünften das Wort Gottes, die Bibel, im Zentrum. Der heutige Tag drehte sich daher ganz um die Bibelarbeit, oder besser gesagt, das „Bibelteilen“. Wir lernten verschiedene Methoden kennen, wie man sich an einen Bibeltext annähern kann, und probierten diese auch aus.

Für uns alle beeindruckend und bewegend war die „Inthronisation“ des Wortes Gottes: In einer Prozession, die von Father Boyet angeführt wurde, wurde die Heilige Schrift in unseren Seminarraum getragen und in die Mitte gelegt. Dadurch kam zum Ausdruck, dass das Wort Gottes uns auf unserem Lebensweg begleitet und der Bezugspunkt unseres Lebens sein sollte. Letztlich geht es darum, dass wir uns vom Wort Gottes, ansprechen, herausfordern und in unserem Handeln leiten lassen. Wir beschäftigten uns den ganzen Tag über mit der Speisung der Fünftausend (Joh 6,1-15), ließen dabei den Text zu uns sprechen und uns fragen: Was hat mich berührt? Was provoziert mich? Was hat das mit meinem Leben zu tun?  

Interessant war die Gegenüberstellung von Philippus und Andreas, die beide das Problem der Nahrungsversorgung auf unterschiedliche Art und Weise „bewältigen“ wollten: Philippus verkörperte dabei eher den Blick auf die Begrenztheit/Defizite und Andreas den Blick auf die Ressourcen/Möglichkeiten. Beides findet sich auch in unserem Leben bzw. pastoralen Arbeiten. Wir wurden ermutigt, uns nicht vom Blick auf unsere Begrenztheit entmutigen zu lassen, sondern in der Begrenzung auch immer die Möglichkeiten zu sehen.

Im Laufe des Tages wurde deutlich: es reicht nicht, die Bibel zu lesen, sondern es braucht unsere Antwort darauf in unserem täglichen Leben.

Zum Abschluss des Tages feierten wir in der Kapelle des Instituts das „Sakrament der Heimkehr zu Gott“. Father Marc legte dabei auch hier den Focus auf die Erfahrbarkeit der Versöhnung durch Gesten und Zeichen. So legten wir alle den beiden Priestern die Hände auf und beteten für sie, damit sie für uns zum Werkzeug Gottes werden konnten. Jeder Mensch, so Father Marc, habe in sich einen Raum, der nur für Gott reserviert sei. Dieser Raum sei durch die Sünde eingeschränkt. Es gehe darum, Gott diesen Raum zurückzugeben. Dies geschehe im Sakrament der Versöhnung.    

Das Gleichnis vom barmherzigen Vater aufgreifend stellte Father Marc heraus, dass Gott wie ein Vater auf uns wartet, um uns in seine liebenden Arme zu schließen, ohne uns irgendwelche Vorhaltungen zu machen. So nahmen wir unsere Beziehungen in den Blick: Wo gab es Demütigungen? Wo haben wir Menschen oder auch Gott aus dem Blick verloren? Wo haben wir andere ausgenutzt? Wo sind wir ausgenutzt worden? Wo ist eine Beziehung unwiderruflich in die Brüche gegangen?

Auch bei dieser Feier fehlte also der aktuelle, persönliche Lebensbezug nicht, so dass eine Atmosphäre entstand, die jeden von uns ergriff und uns noch mehr zu einer Gemeinschaft im Glauben formte. Father Marc und Father Boyet legten jedem von uns bei der Lossprechung die Hände auf. Danach gab es eine Umarmung und den schlichten Satz: „Welcome home“.